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Im Test: Skull and Bones

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Mehr als zehn Jahre nach dem Beginn der Entwicklung ist Skull and Bones erschienen. Wir haben für euch viele Spielstunden in das Piratenabenteuer versenkt.

Als Assassin’s Creed IV: Black Flag im Oktober 2013 für die vorvorletzte Konsolengeneration erschienen ist, sorgten vor allem die Schiffskämpfe für Furore. Ubisoft plante eine Erweiterung für das Action-Adventure, um die Schiffskämpfe auszubauen. Nach mehrere Iterationen und Umwürfen des Spielkonzepts ist Skull and Bones als Vollpreisspiel mit In-Game-Käufen am 13. Februar 2024 für PC (Epic Games Store, Ubisoft Connect), PlayStation 5 und Xbox Series X|S sowie über Ubisoft+ erschienen.

Zunächst könnt ihr eure Piratin oder euren Piraten in einem rudimentären Charaktereditor erstellen und erlebt eure erste spektakuläre Seeschlacht. Dann beginnt die Ernüchterung – ihr findet euch auf einem kleinen Kutter wieder. Damit seid ihr selbst für Haiangriffe anfällig und müsst euch mit Wurfspeeren erwehren. Die Welt von Skull and Bones steht euch von Beginn an offen und so könnt ihr theoretisch alle Regionen bereisen – vom Startgebiet der Roten Insel in der Mitte der Karte bis in den Osten nach Niederländisch-Indien und in die im Westen gelegene Küste Afrikas. Mit eurer Dau seid ihr dabei aber einige Zeit unterwegs und auf hoher See erwarten euch riesige Wellen, die euer Boot schneller versenken als ihr Seenotrettung schreien könnt. So nehmen wir also Missionen an und sammeln Ressourcen, um bessere Schiffe herzustellen und der rauen See zu trotzen.

Kernstück von Skull and Bones sind die Schiffskämpfe. Mit Kanonen, Mörsern, Flammenwerfern, Raketen und Torpedos bekämpfen wir die sechs Fraktionen des Spiels. Dabei attackieren wir die in rot hervorgehobenen Stellen, um besonders viel Schaden zu machen Anders als in Assassin’s Creed IV: Black Flag können wir aus nahezu jedem Winkel schießen und die Ausrichtung des Schiffs ist weniger wichtig. Die Reichweite unserer Kanonen können wir entweder durch bessere Iterationen oder spezielle Schiffsaufbauten steigern und so die Flammen- oder Fluteffekte verbessern. Die Schiffe haben eine gewisse Trägheit und unser Segel können wir in bis zu vier Stufen regeln. In der höchsten Stufe verbrauchen wir Ausdauer, die wir mit Kokosnüssen oder Bananen auffüllen können. Gekochte oder gegrillte Speisen verstärken die Ausdauerregeneration und haben kleinere statusverändernde Effekte. Mit Reparaturkits flicken wir die Löcher in unserem Kahn in Windeseile, allerdings ist die Abklingzeit der meisten Gegenstände derart hoch, dass wir gegen höherleveligere Feinde kaum ankommen können und uns nur die Flucht bleibt. Die Feinde bleiben allerdings hartnäckig an euch dran und unser Verdächtigkeitsgrad, der sich durch das Versenken von anderen Schiffen für die jeweilige Fraktion kurzzeitig steigert, wird in manchen Missionen künstlich erzeugt, was manche Gebiete zur reinsten Todesfalle macht und ohne die Mithilfe anderer Spielender oder zufällige Ereignisse, in denen sich die KI-Schiffe gegenseitig bekriegen, schwierig zu lösen sind. Die Kämpfe machen Laune, allerdings hat man sich an den niedrigaufgelösten Explosionen schnell satt gesehen und das Entern von anderen Schiffen wird mit einer müden Zwischensequenz abgefrühstückt. Genauso läuft es auch bei den lahmen Plünderungen ab, in denen wir Wellen an Schiffen und ein paar Wachtürme zerstören müssen, bevor am Ende jeder Welle eine Schatztruhe von uns abgeholt wird.

Ein weiteres Ärgernis ist das Inventarmanagement: Um Schiffswracks zu knacken müssen wir erst genau im richtigen Winkel sein, um nicht alle Planken und rostigen Nägel, die zahllos im Meer treiben, anzuwählen. Nach einem Minigame erhalten wir meist Silber und ein bisschen Munition. Wollen wir dann an Land die zahlreichen Planken und Nägel von Bord bekommen, müssen wir jeden Gegenstand einzeln in unser Lager befördern. Am PC hat man immerhin den Vorteil, dass man mit linker Maustaste, einer Taste und der Leertaste etwas schneller zu Werke ist, mit einem Controller hat man diese Nothilfe nicht. Absurderweise sind für die Überfüllung häufig nicht das Gewicht der Fracht, sondern die begrenzten Inventarslots verantwortlich. Immerhin können wir unseren Proviant einfach vom alten aufs neue Schiff transferieren und auf unser Lager auch an Außenposten zugreifen. Warum wir allerdings nicht benötigte Waffen aus dem Lager in das Schiffsinventar verschieben müssen, um sie im Piratenlager an den Schmied verkaufen zu können, können wir uns nicht erklären.

In Skull and Bones gibt es zwei Piratenlager – Sainte-Anne auf der Roten Insel und Telok Penjarah in Niederländisch-Indien. Dort – und nur dort, mit Ausnahme der 33 Außenposten, auf die wir später noch eingehen werden, könnt ihr an Land gehen und euch mit eurem Charakter bewegen. Auf See seid ihr praktisch das Schiff und eine Erkundung des Kahns ist nicht möglich. Zwischen Lagern und Außenposten können wir gegen Silber auch Schnellreisen. Da das Geld zu Beginn knapp, das Schiff langsam und die Vorräte knapp sind, könnt ihr euch auf lange Fahrten einstellen. Die Shanties sind ein nettes Detail, nutzen sich aber schnell ab. In den Piratenlagern können wir beim Schiffbauer die Herstellung eines von zehn Schiffen in Auftrag geben, beim Schmied neue Kanonen oder Panzerungsteile bauen lassen, beim Tischler verbesserte Sägen, Spitzhacken und Sicheln holen, uns beim Straßenhändler mit Munition eindecken und in der Raffinerie Items herstellen, die wir für die Herstellung aller genannten Gegenstände benötigen. Wir können die Bewaffnung unseres Schiffs festlegen , einen Rumpfschutz installieren, mit Aufbauten gewisse Boni erhalten und das Aussehen unseres Schiffs verändern. Hierfür stehen zahlreiche Sets zur Verfügung, deren Einzelteile wir entweder kaufen oder im Rahmen von Missionen freischalten. Die Ausstattung unseres Schiffs bestimmt unseren Schiffsrang. Für jede Mission wird ein Schiffsrang empfohlen und die Ränge der Gegnerinnen und Gegner unterscheiden sich je nach Region – sie leveln unserer Erfahrung nach nicht mit eurem eigenen Fortschritt mit. Indem ihr Missionen absolviert, Außenposten plündert oder einfach Schiffe versenkt steigt eure Ruhmstufe. So arbeitet ihr euch vom Außenseiter bis zum Piratenfürst nach oben. Ausrüstungsgegenstände und Schiffe sind an Blaupausen und eure Ruhmstufe geknüpft. Blaupausen könnt ihr an den Außenposten und in den Piratenlagern kaufen. Nachdem ihr Piratenfürst geworden seid, könnt ihr diesen Rang weiterhin steigern.

Skull and Bones verfügt über einen gratis und einen Premium Battle Pass namens Kaperbrief, deren ausschließlich kosmetische Inhalte nicht ablaufen sollen und in der Premium-Variante mit Echtgeld bezahlt werden können. Käuferinnen und Käufer der Premium Edition schalten automatisch die Premium-Version des Battle Passes und 5 Euro an Premiumguthaben frei. Dieser enthält Anpassungsgegenstände und Verbrauchsmaterialien und euer Fortschritt wird mit jeder neuen Saison zurückgesetzt. Ein Vollpreisspiel mit Premium-Währung auszustatten ist eine kontroverse Entscheidung, nutzen muss man den In-Game-Store aber nicht.

Als Auftraggebende für die Hauptaufgaben stehen der bestens geölte Chef-Pirat John Scurlock und die taffe Anführerin Yanita Nara im Startgebiet Saint-Anne sowie deren Schwester Houma Nara in Telok Penjarah in Niederländisch-Indien zur Verfügung. Die Aufträge in Skull and Bones sind wenig abwechslungsreich. Meist müssen wir Fracht von A nach B schippern oder in einem Zielgebiet bestimmte Schiffe ausschalten. Die Zwischensequenzen sind top vertont, inhaltlich aber relativ belanglos und immerhin überspringbar. Die Dialogoptionen nehmen keinen Einfluss auf den Spielverlauf. Von der einst geplanten Kampagne ist wenig übriggeblieben. Sobald wir alle Scurlock-Missionen absolviert haben, schalten wir den Schwarzmarkt, das Schmuggelnetzwerk, frei, der von den Nara-Schwestern betrieben wird. Dort geht es dann weiter mit dem gleichen müden Questdesign, allerdings können wir in Unterschlüpfen gefährliche Frachtfahrten planen und nach Beendigung des letzten Hauptauftrags Handelsaußenposten unser Eigen machen und von ihnen Achterstücke generieren lassen. Das ist die zweite Währung neben Silber, die wir benötigen um die richtig guten Ausrüstungsgegenstände und etwa auch die Blaupause für das beste Schiff Sambuk freizuschalten. Die Eroberungen laufen wie Plünderungen ab, doch hier können uns auch andere Spielende attackieren, was wir bislang aber nicht erlebt haben. Während man bis zur Vollendung der Hauptaufträge mit den erforderlichen Grind-Strecken, um Bäume in Minispielen vom Schiff aus zu fällen oder Büsche einzeln abzuschneiden und in Raffinerien zu verarbeiten, rund 50 Spielstunden verbringt, ist man um die zurzeit beste verfügbare Ausrüstung freizuschalten deutlich länger beschäftigt. Abseits der Hauptaufträge wartet eine Fülle an Nebenaufgaben auf uns, allerdings bestehen diese zum Großteil aus Fetchquests und nur wenigen aufregenden Missionen, in denen wir es etwa mit riesigen Seeungeheuern, Mega-Krokodilen oder verwunschenen Schiffen im Stile des Fliegenden Holländers aufnehmen.

Regelmäßig erscheinen auf den Servern auch Spieler-gegen-Spieler- und Spieler-gegen-Umgebung-Events (PvP und PvE). Hier können wir etwa gemeinsam das Schiff eines legendären Kapitäns versenken, eine Armada der Dutch Merchant Compagnie (DMC) stoppen oder gegeneinander um einen legendären Schatz kämpfen. Nur hier und in den Schwarzmarkt-Fahrten können wir den Schiffen von anderen Spielenden Schaden zufügen – anders als in der Beta, in der wir einfach so attackiert werden konnten. In den vergangenen Wochen können wir an einer Hand abzählen, wie oft sich andere Spielende einem solchen Weltenevent angeschlossen haben. Da das Matchmaking euch nicht immer mit ähnlich gelevelten Spielenden auf einen Server wirft, ist man in der legendären Schatzjagd gerne auch einmal hoffnungslos unterlegen. Sterbt ihr, könnt ihr euch kostenpflichtig und direkt auf See zurücksetzen lassen oder am zuletzt angedockten Hafen. Das funktioniert nicht immer gut: Als wir die knackige letzte Mission gespielt haben, wurde unser Fortschritt manchmal zurückgesetzt und an anderen Malen konnten wir den Kampf fortsetzen. Einzelne Missionen konnten wir erst nach einem Neustart des Spiels abschließen, weil das entsprechende Interaktionssymbol partout nicht erscheinen wollte. Abstürze oder Server-Probleme konnten wir hingegen nicht feststellen. Andere Fehler aus der Beta bezüglich fehlenden Aktionssymbolen beim Graben nach Schätzen oder zu hellen Zwischensequenzen konnten offenbar behoben werden (siehe Bilder 1 und 2 unten). Apropos Interaktion: Das Spiel unterstützt Plattform-übergreifendes Spiel und ihr könnt euren Spielstand auf alle unterstützten Systeme übertragen. Mit anderen Spielenden können wir selbst in einer Gruppe nur mit Markierungen und Schiffsfeuerwerken kommunizieren. Der In-Game-Textchat erzeugt steht schon seit dem Beginn der letzten Beta nicht zur Verfügung und ein Sprachchat ist nicht vorhanden.

Technisch hinterlässt Skull and Bones bei uns gemischte Gefühle: Die Schiffe sehen toll aus, die Animationen der Charaktere an Land sind hübsch und auch die abwechslungsreiche Umgebung macht etwas her. Beim genaueren Hinsehen offenbaren sich allerdings viele Unstimmigkeiten. Legen wir an den Außenposten an, sehen wir die immer ähnlich gestalteten Korridornetze, während hinter uns die enorm niedrigaufgelösten Wellen an den Strand gespült werden und ablegende Schiffe im Nichts verschwinden. Während die Schiffsoberfläche mit aktiviertem Ray Tracing Global Illumination etwas hübscher ist, sind die Spiegelungen im Wasser bei einer Drehung der selbst an Landgängen sehr behäbigen Kamera schnell verschwunden. Hier werden wohl Screen Space Reflections verwendet und die Nutzung von Ray Tracing, welche PC-Nutzerinnen und -Nutzern vorbehalten ist, wird sehr spartanisch eingesetzt. Selbst in den höchsten Grafikdetails am PC ploppen ständig Büsche und Palmen ins Bild und Felsformationen erhalten ihre Texturen erst kurz bevor wir in sie einschlagen – ohne einen Kratzer zu hinterlassen. Auf Konsolen steht ein Qualitäts- und ein Leistungsmodus zur Auswahl. Während der Qualitätsmodus in nativem 4K dargestellt und auf 30 Bilder pro Sekunde begrenzt wird, beträgt die Auflösung im Leistungsmodus 720p, genau wie im über zehn Jahre alten Assassin’s Creed IV: Black Flag, und wird mit AMDs FSR2 auf 1440p hochskaliert. Das Frameratelimit wird in diesem Modus auf 60 Bilder pro Sekunde gesetzt. Beide Modi laufen angenehm stabil und wir haben nicht erlebt, dass die Bildrate je eingebrochen ist, insbesondere im Leistungsmodus, den wir für die Erstellung unseres Beta-Videos verwendet haben, sieht Skull and Bones aber wirklich nicht mehr zeitgemäß aus. Die Musik aus der Feder von Tom Holkenborg passt gut zu den einzelnen Szenarien, egal ob im Piratenlager oder im Feuergefecht gegen eine Armada, richtig ikonisch ist sie allerdings nicht. Für etwas mehr Piratenflair haben wir uns allerdings dazu verleitet gefühlt den Soundtrack von Jack Sparrows Abenteuern anzuschalten.

Fazit

Skull and Bones bietet unterhaltsame Schiffsschlachten, aber darüber hinaus erstaunlich wenig Inhalt. Das Missionsdesign ist häufig einfallslos, die Piratenatmosphäre hält sich mangels Interaktion und Immersion in Grenzen und der Mehrspieleraspekt fällt quasi flach, da die Weltenevents wenig spannend sind und kaum genutzt werden. Das Spiel hat seine besonderen Momente, wenn wir etwa in einer engen Bucht einfallen, einen besonders starken Kapitän mit unserem Mörser beackern, von allen Seiten beschossen werden und uns im letzten Moment ein anderer Spielender rettet oder wenn wir jemanden in Not mit unserem Heil-Mörser unterstützen. Dazwischen reihen sich allerdings Fetchquests und Grind nach Nachschub und besserer Ausrüstung aneinander. Die Entscheidung die beste Ausrüstung hinter einer eigenen Währung zu verstecken, die wir in klassischer Service-Game-Manier über Zeit freischalten müssen, setzt dem identitätslosen Spieldesign die Krone auf. Habt ihr vor das Spiel gemeinsam mit leidensfähigen Piratinnen und Piraten zu absolvieren, könnte sich das Ganze etwas unterhaltsamer gestalten, im jetzigen Zustand ist Skull and Bones aber noch weit weg davon ein Abenteuer zu sein, welches wir euch bedenkenlos empfehlen können.

Ubisoft hat uns Skull and Bones für PC und Xbox Series X|S zur Verfügung gestellt. Wir haben die Screenshots am PC aufgenommen.