Strategiespiele mit Echtzeit-, Aufbau- und Tower Defense-Elementen sind rar, Rymdkapsel zeigt wie man diese Inhalte gekonnt miteinander verbindet.
PlayStation Mobile startete im Oktober 2012 und ist eine Plattform, die für unabhängige Games-Entwickler gedacht ist. Man kann PSM getrost als Fortführung des PS minis-Programm (PS3/PSP/Vita) sehen, denn hier können Indie-Entwickler für kleines Geld entwickeln und günstige Games für mehrere Plattformen anbieten. PSM-Spiele sind kompatibel zur PlayStation Vita und ausgewählten Android-Geräten von Sony, HTC und Sharp (für die komplette Liste gibt’s eine gesonderte Website). Für Entwickler wurde die Plattform vergangenen Monat nochmal interessanter, da die Lizenzgebühr von 80 Euro abgeschafft wurde und Spiele für PSM kostenlos entwickelt und veröffentlicht werden können.
Rymdkapsel ist eines der komplexesten Titel für den Service. Es handelt sich um ein Strategiespiel, in dem Aufbau, Taktik und Planung eine große Rolle spielen. Dass innovative Indie-Strategiespiele auf PlayStation mit kreativen Welten funktionieren, hat bereits Eufloria bewiesen. Obgleich das Aussehen futuristisch anmutet, fühlt sich Rymdkapsel wie ein traditionelles Aufbauspiel an. Ihr verwaltet eine Siedlung, die von Quadern bewohnt wird. Diese bauen Rohstoffe für euch ab, ernten Nahrung und sorgen für Sicherheit. Ähnlich wie in Die Siedler gibt es unterschiedliche Gebäude, die die Bedürfnisse der Bürger befriedigen und zur Expansion beitragen. Sogar Wege müssen wir selbst verlegen.
Neben den Ressourcen Nahrung, Energie und einem rosafarbenen Material, das auch aus einem Command & Conquer-Spiel stammen könnte, ist der Faktor Zeit von großer Bedeutung. Rymdkapsel ist nämlich nicht nur Aufbauspiel, sondern auch Tower Defense, wenn man in den traditionellen Genres denkt. Regelmäßig wird eure Basis von Eindringlingen heimgesucht, die es gilt abzuwehren. Diese Kometen und Gleiter könnt ihr an speziellen bewaffneten Strukturen abwehren. Befindet sich einer eurer Arbeiter nicht in solch einem Haus, ist er schnell tot. Ihr müsst also in eurer Städteplanung für viele Verteidungsgebäude sorgen.
Apropos: Rohstoffe gibt es nur an vorgegebenen Punkten und wie in den Modulbauten von Halo Wars könnt ihr nicht frei im schwarzen Raum bauen, sondern müsst neue Bauten direkt an eure Siedlung anschließen. Die Aufgaben teilt ihr komfortabel über eine Leiste am unteren Bildschirmrand zu und schickt eure Figuren zur nächsten Baustelle, Nahrungsversorgung oder lasst den Energievorrat schneller wiederherstellen.
Hier werden die Limitierungen des PSM-Spiels aber deutlich, denn Mikro-Management ist in Rymdkapsel nicht vorhanden. Die Künstliche Intelligenz verwaltet ihre Aktionen zwar erstaunlich gut und schickt den nächst gelegenen Arbeiter zum Arbeitsplatz, den ihr gerade belegt habt, etwas mehr Freiheiten hätten wir uns aber doch gewünscht. Die Zeiten zwischen den Gegnerwellen werden immer kürzer und die Anzahl der Widersacher nimmt stetig zu. Daher bleibt immer weniger Zeit zur Expansion und Verwaltung. Wenn dann alle Arbeiter ihr eigenes Süppchen kochen und sich an verschiedenen Bauarbeiten betätigen, nicht aber die neue Verteidungsstellung fertigstellen oder – noch schlimmer – die letzten verbliebenen Ressourcen nicht in die neue Abbauanlage setzen, sondern damit eine Straße bauen, ist die Partie schneller vorbei, als es der Spieler verdient hätte.
Gebäude und Straßen haben keine festen Formen, hier geht der Schöpfer Martin Jonasson den Tetris-Weg. In der linken Bildschirmecke seht ihr, welche Bauform als nächstes möglich ist und entscheidet euch dann für den jeweiligen Typ (Straße, Unterbringung, Bauernhof etc.). Dadurch entstehen interessante Städtebilder und die Städteplanung gewinnt an Relevanz. Man muss ständig auf der Hut sein, sich nicht die wertvolle Rohstoffe zu verbauen und zudem kurze Wege sowie gute Anbindungen zu den Gebäude zu verlegen.
Die Rohstoffquellen sind nicht das einzige Element, dass bereits fest auf dem Spielfeld vorhanden ist. Es gibt auch Monolithe, die ihr erforschen könnt. Dadurch erhaltet ihr Extras, die zum Beispiel die nächste Feindwelle bis auf weiteres aufhält. Die Steuerung erfolgt in Rymdkapsel komplett über den Touchscreen und das funktioniert aufgrund des schlichten übersichtlichen Interfaces hervorragend. Sollte dieses Spiel als vollwertiges Vita-Spiel umgesetzt werden (Anmerkung: PSM-Spiele müssen auch auf Android-Geräten lauffähig sein und können deshalb nicht alle Vita-Features ausnutzen), würden wir uns die Integration des hinteren Touch-Feldes des Handhelds wünschen. Außerdem würde die zufallsgenerierte Verteilung von Orten, an denen Rohstoffe und Forschungsobjekte erscheinen, den Wiederspielwert erhöhen. Aufgrund der Tetrisbauweise, spielt sich jede Partie aber auch so etwas anders.
Fazit
Rymdkapsel ist nicht nur visuell ein Hingucker (und erinnert uns spontan an de Puzzler EDGE), es vermischt viele bekannte Elemente zu einem Strategiespiel, das sich frisch anfühlt und sich für mobile Touch-Geräte wunderbar eignet. Die Bedienung ist einfach und intuitiv und die Spielsitzungen reichen von 10 Minuten bis zur Länge eines Fußballspiels. Rund sind hier nicht nur die Widersacher, die in Form von Kometen auf euch niederprasseln, sondern auch unser Gesamteindruck des nicht einmal 5 Euro teuren Spiels. Das Spiel ist über den PlayStation Vita Store und den PlayStation Mobile Store für Android erhältlich. Eine Version für den iOS Apple App Store und andere Android-Geräte via Google Play Store erscheint schon im Juli.
For our international readers:
If you have a PlayStation 3 and a North American PSN account, start up PlayStation Home (which is free on your Game XMB) and do some E3 booth quests and you get Rymdkapsel plus Haunt the House (both PSM) for free.