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Test

Im Test: Yonder – The Cloud Catcher Chronicles

Ehemalige Entwickler von Rocksteady (Batman Arkham-Serie) und ein Produzent von Activision kreieren unter dem Namen Prideful Sloth ihr eigenes Spiel basierend auf den Einflüssen von Harvest Moon, Animal Crossing, Zelda und Skyrim ihr eigenes Game.

Yonder: The Cloud Catcher Chronicles ist auf dem Eiland Gemea angesiedelt. Gemea wurde von der Düsternis heimgesucht, unter der Natur und Bewohner leiden. Eure Aufgabe ist es, die Insel wieder zu altem Glanze zu verhelfen.

Story

Sobald ihr euren Charakter anhand von Haut- und Haarfarbe sowie Körperform und -größe erstellt habt, erfahren wir, dass wir von unseren Eltern von Gemea weggeschickt wurden, um vor der Düsternis geschützt zu bleiben. Nach einer kurzen Schifffahrt begrüßt uns Aerie, ein übergroßer Bowling-Pin mit schmucker Haarpracht und macht uns mit unserer Aufgabe vertraut. Sobald wir nach einem Fallout-artigen Moment eine Höhle verlassen, erschließt sich für uns die erste Region, das Grasland voller saftiger Wiesen, in der Sonne schimmernder Seen und grasender Groffles.

Auf unserer Reise treffen wir eine Reihe interessanter Charaktere, die uns ihre Geschichte erzählen. Die Story wird in Textboxen erzählt und wurde mit viel Liebe zum Detail in die deutsche Sprache übersetzt. In Fairmont treffen wir auf die Komikerin Violet, die uns anhand ihrer Kalauer immer wieder an verschiedenen Orten in Gemea von ihrem komödiantischen Talent überzeugen möchte und auf der Suche nach dem einen Meisterwitz ist. Auch die nette Kari treffen wir an unterschiedlichen Plätzen. Sie scheint sich binnen weniger Momente durch die Spielwelt teleportieren zu können und liefert stets für die Region wichtige Tipps zu Tieren und Handel.

Die Geschichte erschließt sich durch das Finden von Tagebuchseiten, das Verfolgen der Hauptaufgabe, den sogenannten Wolkenfänger zu reparieren, und vor allem zum Ende hin, als man ein bislang nicht zugängliches Gebiet betritt. Da das Intro schon die halbe Geschichte erzählt, sind die zwischenzeitlichen Monologe von Aerie nur Beiwerk und erinnern in der Umsetzung an die Inszenierung von Journey, ohne deren emotionale Durchschlagskraft zu entfalten. Es handelt sich um eine typische Videospielstory ohne großartige Tiefe. Die Liebe steckt hingegen im Detail, in den kleinen Geschichten der Figuren, die Gemea bevölkern und diese möchte man nicht missen.

Gameplay

Spielerisch besteht Yonder aus den Elementen Erkundung, Farmen, Craften und Handeln. Gemea ist in acht Areale geteilt und besteht uns unterschiedlichen Klimazonen, die wir von Beginn an alle erkunden können, die jedoch versteckte Gebiete beherbergen, welche man durch das Bauen von Hänge- und Steinbrücken erreicht. In sechs der acht Distrikte können wir mit Lianen und Stöcken Höfe anlegen. Auf unserem ersten Südlandhof im Grasland können wir zu Beginn lediglich ein kleines und großes Gehege errichten und Beete anlegen. Wir ködern die Tiere mit Nahrung und bringen sie zu unserem Hof. Im Startareal sind vor allem Groffle anzutreffen, eine Mischung aus Büffel und Hirsch, der uns Milch liefert. Diese kann man mit Futter zähmen, welches wir in kleineren Wiesen rundum den Hof mit einer Sichel ernten.

Auf diese Weise zähmen wir alle Tiere in Yonder, etwa auch mit Beeren oder gekochtem Fisch. Das Design der 9 Tier- und 17 Fischarten ist dabei reichlich kreativ. Wir treffen auf Wüsten-Ponitas, Schlappohrhunde und Gesichtshasen. Sie könnten glatt aus einem Film von Studio Ghibli oder einem Spiel von Level-5 entsprungen sein und haben mit Wortwitzen gespickte Namen, die ähnlich der großartigen Übersetzungen von Nintendo passend in die deutsche Sprache übersetzt wurden. Warum man manche Namen allerdings in englisch belassen hat, dürfte auf das geringe Budget zurückzuführen sein.

Das Inventar- und Crafting-System erinnert an Spiele wie Minecraft und Terraria und ist zwar sehr einsteigerfreundlich, aber enorm kleinteilig. Das Menü ist hingegen ebenso wie die Bildschirmenanzeigen und die Karte sehr aufgeräumt und übersichtlich. In unserem Rucksack finden 54 Gegenstände Platz, die sich automatisch mit bis zu 50 Stück pro Art aufeinander stapeln. Hinzu kommen jeweils 25 Slots für Kleidung und wichtige Gegenstände wie unsere Werkzeuge Hammer, Sichel, Axt, Pickel und Angel sowie Fallen und Orden. Das Crafting gliedert sich in die neun Klassen Reisender, Koch, Schrein, Schreiner, Konstrukteur, Bastler, Brauer, Schneider und Meister, wobei wir Rezepte für die letzteren beiden im Spiel partout nicht entdecken konnten. Für jede Crafting-Klasse gibt es einen Meister, den wir in den verschiedenen Regionen antreffen. Im tropischen östlichen Teil der Insel treffen wir etwa auf den Brauer. Dieser gibt uns zunächst ein simples Rezept, nach dessen Umsetzung wir weitere Rezepte und einen Mitgliederorden erhalten. Diese Rezepte setzen wir dazu ein, um Missionsobjekte zu craften oder Gebäude für unsere Höfe zu errichten. Sobald wir Gegenstände im Wert von 1.000 Geldeinheiten gecrafted haben, können wir uns für die jeweilige Klasse den Meisterorden abholen. Der sieht nicht nur hübsch auf dem Rucksack aus, er liefert uns weitere Rezepte.

Im Design der jeweiligen Rezepte ist Prideful Sloth ähnlich kreativ wie im Weltendesign. Wir können von Feuerwerkskörpern in allen Farben über versteinerte Gehege, welche unsere Tiere noch glücklicher machen, bis hin zu allerlei Kuchen und Nudelspezialitäten viel craften. Die Liste an Gegenständen, die wir für die jeweiligen Rezepte jedoch brauchen, ist meist sehr lang und so gestaltet sich das Craften im weiteren Verlauf doch immer schwieriger. Während Erze und Kohle im gebirgigen Zentrum von Gemea in geringen Mengen zum Abbau bereit stehen, sind Holz und Steine dort eher rar gesät. Hinzu kommt, dass es spezielle Einrichtungen gibt, die für einen häufigen Gegenstand ein selteneres Gut herstellen, etwa Kohle durch Stöcke oder beliebige Gegenstände für Krimskrams. So müssen wir desöfteren quer über die ganze Karte reisen, um einzelne Objekte herzustellen.

Da würde es nahe liegen, ein Mount- oder Schnellreise-System einzubauen. Während auf Reittiere komplett verzichtet wird (ihr dürft lediglich ein Farmtier auf eure Reisen mitnehmen), gibt es zwei Schnellreise-Wege. Zum einen gibt es in jedem Gebiet einen Stein der Weisheit. Um diesen zu aktivieren, müssen wir eine individuelle Aufgabe erledigen. Diese dienen meist als Tutorials, wir sollen z. B. fünf Bäume pflanzen. Fortan können wir durch sie die Hub-Welt unseres überdimensionalen Bowling-Pins betreten und durch einen weiteren Stein in ein anderes Areal kommen. Der Vorteil ist, dass es keine Ladezeit gibt. Der Nachteil ist, dass die Steine meist versteckt auf einem Berg oder in einer Höhle und fernab der Dörfer und Höfe liegen. Bei Tag und Nacht können wir zusätzlich an gewissen Stellen Sonnen- und Mondsteine zum Teleport benutzen. Hierfür muss man sich das Steckennetz selbst erschließen und sie funktionieren auch nicht immer. Auch sie sind in schwer zugänglichen Bereichen angebracht. Prideful Sloth möchte, dass wir die homogen angelegte Spielwelt erkunden. Dieser Eindruck wird durch Zelda-artige Rätsel, in denen wir Statuen korrekt ausrichten müssen, verstärkt. Die Umsetzung von Schnellreisen führt aber zu enormen Spielzeitstreckungen und Verkomplizierungen, wodurch so mancher Hof nach seiner Blütezeit wieder leidet.

Im Hofmanagement ist nämlich zu beachten, dass man die Tiere auch mit ausreichend Nahrung versorgt und die Kot-Häufchen entfernt. Hierfür kann man Landarbeiter einstellen. Dabei handelt es sich um Personen, die in den Dörfern stehen und darauf warten, dass wir ihnen ihr Lieblingsessen servieren. Es gibt also nicht wie in einem Harvest Moon ein ausgefeiltes Beziehungssystem. Die Tiere kann man streicheln. Außer einer niedlichen Animation hat das aber keine Auswirkungen. Die Produktion kann etwa durch Käsemacher oder Spinnräder angekurbelt werden. Während ihr eure Gegenstände in unendlich großen und glücklicherweise filterbaren Lagern ablegen und auf jedem Hof darauf zugreifen könnt, so landen die Erzeugnisse in einer gesonderten Kiste, die man bloß pro Hof ernten kann. Landarbeiter legen diese leider nicht direkt in der globalen Kiste ab, was zu oben genannter Rennerei führt.

In Gemea gibt es zahlreiche Händler, die nicht nur unterschiedliche Waren anbieten, sondern eure Erzeugnisse zu unterschiedlichen Preisen annehmen. Glücklicherweise klären uns die Dorfbewohner darüber auf, in welcher Region für welches Erzeugnis die Nachfrage hoch ist. Für jedes Produkt sehen wir, wie gut der Kurs im Vergleich zum Durchschnitt ist und können so etwa Kleidung günstig erwerben oder unsere Massen an gerodetem Holz für den doppelten Preis loswerden. Es handelt sich allerdings um ein Tauschgeschäft. Wir sollten also immer Waren im Wert des Wunschprodukts bei uns führen. Hier und da finden wir Münzen aus dem Altkönigreich, die wir bei bestimmten Händlern etwa gegen Dünger oder Spezialkleidung eintauschen können. Es gibt zwar Kleidung für jede Jahreszeit, worüber sich vor allem eine modebewusste Vogelscheuche freut, Statuswerte haben diese hingegen nicht. Werkzeuge nutzen sich ebenfalls nicht ab. Dadurch könnt ihr euch auf das Wesentliche konzentrieren, 26 Geister (Yo-Kai Watch lässt grüßen) und fünf Sternbilder finden und die über 100 Aufgaben erfüllen und Gemea wieder erstrahlen lassen.

Technik

Die Indie-Produktion merkt man dem Spiel kaum an. Wir können in unseren 20 Spielstunden keine Leistungseinbußen und Abstürze feststellen. Hinzu kommt, dass die offene riesige Spielwelt mit ihren unterschiedlichen Klimazonen fantastisch aussieht und es keinerlei Ladezeiten gibt. Klar, wir können keine Gebäude betreten und der Grafikstil ist bewusst etwas reduziert gehalten, visuell macht Yonder mit dem eigenwilligen Look gepaart mit den tollen Licht- und Schatteneffekten und den Tag-/Nacht-/Jahreszeitenzyklen eine großartige Figur. Hier und da fallen da doch etwas sehr blockige Schneetexturen auf und reißen einen etwas aus der sonst so ergreifenden Atmosphäre. Den ersten Schneefall, während wir über die Weide laufen, werden wir jedenfalls genauso wenig vergessen, wie das ersten Sternbild, das wir gefunden haben und das schon Minuten später am Firmament blinkt und vom hochwertigen, leider bislang nicht erhältlichen Soundtrack untermalt wird.

Video: Die ersten 90 Minuten in Yonder

Fazit

Wer einem ruhigen Spiel, das völlig ohne Konfrontationen auskommt und mit Viel Liebe zum Detail und Witz daherkommt, etwas abgewinnen kann und ellenlange Fußmärsche durch eine wunderschön und abwechslungsreich gestaltete Spielwelt auf sich nimmt, der bekommt mit Yonder: The Cloud Catcher Chronicles ein gutes Spiel serviert. Entwickler Prideful Sloth konzentriert sich in seinem Erstlingswerk auf die Kernelemente Erkundung, Farmen, Crafting und Handeln und setzt diese einsteigerfreundlich um. Im Verlauf des Spiels offenbaren sich die Schwächen, wie das störrische Schnellreisesystem und die dröge Hauptgeschichte. Bis dahin verbringen wir allerdings viele schöne Stunden damit, schräge Charaktere zu treffen, die lustigen Dialoge zu lesen, neue Tierspezies zu entdecken und unsere Farmen auf Vordermann zu bringen. Wir freuen uns auf weitere Abenteuer in Gemea mit einer ausgearbeiteteren Haupthandlung.

Verpackung von Yonder: The Cloud Catcher Chronicles

Spieletitel: Yonder: The Cloud Catcher Chronicles

Genre: Adventure

Veröffentlichungsdatum: 18.07.2017

Plattformen: Nintendo Switch | PC | PlayStation 4 | 

Entwickler: Prideful Sloth

Publisher: Prideful Sloth


We took all screenshots using the European PSN version on PS4 Pro. This game was provided by the publisher for review purposes, check our review policy for details.