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Im Test: Batman – The Telltale Series

Morgen steht mit Batman: Enemy Within die erste Folge der zweiten Staffel der Adventure-Serie von Telltale Games zum Download bereit. Grund genug für uns auf die erste Staffel zurückzublicken.

Episode 1 “Realm of Shadows” setzt bereits in der viertelstündigen Eröffnungssequenz den Ton für die Serie: Batman jagt mit zweifelhafter Unterstützung der Polizei Bösewichte, stoppt Catwoman dabei Blödsinn anzustellen und kämpft innerlich mit sich selbst, ob Batman oder Bruce Wayne seine wahre Identität ist. Letzteres ist das wahre Motiv der gesamten ersten Staffel, doch dazu später mehr.

Säubert Batman gerade keine Häuserkomplexe von bis an die Zähne bewaffneten Söldnern, empfängt er Gothams Schöne und Reiche in Wayne Manor, um die Trommel für Harvey Dent zu rühren. Harvey möchte als nächster Bürgermeister die Stadt von Grund auf erneuern und verfolgt ehrbare Motive, setzt dabei aber auch auf die Hilfe von üblen Zeitgenossen wie dem Mafia-Boss Carmine Falcone.

In den Dialogen können wir uns in alter Telltale-Tradition entscheiden, ob wir den liebenswürdigen Riesen unterstützen oder seine Motive anzweifeln. Da Fans des Dunklen Rächer wissen, was aus Harvey werden kann, lassen wir zu Beginn alles mit uns machen und schrubben sogar den Billard-Queue für Falcone. Schnell stellt sich heraus, dass in den Entscheidungen meist eine ehrbare Option, eine selbstsüchtige und eine rücksichtslose Wahlmöglichkeit enthalten sind. Möchte man Batman so wie in den Comics und Filmen verkörpern, macht Telltale einem das zumindest zu Beginn leicht.

Im weiteren Verlauf der Einstandsfolge lernen wir ein weiteres Spielelement kennen: das Untersuchen von Tatorten. Orientiert sich Batman: The Telltale Series allein stilistisch an der Batman: Arkham-Serie, so erinnert auch dieser Teil an die erfolgreiche Versoftung von Rocksteady. In einem Lagerhaus wurde eine Explosion ausgelöst, deren Auslöser wir anhand von Fingerbadrücken, Schmauch- und Fußspuren analysieren. Wir verbinden jeweils Paare an Hinweisen und lassen so die Szene in einer geisterhaften Sequenz erneut abspielen. Das werden wir im Laufe der fünf Episoden noch öfters machen und auch wenn wir die Logik hinter den Hinweiskombinationen manches Mal nicht nachvollziehen können, macht es Spaß als Detektiv mit dem coolsten Equipment überhaupt unterwegs zu sein.

Doch Batman verhandelt und ermittelt nicht nur, er kämpft natürlich auch. In einem Schurkenversteck plant der Flattermann zuerst, mit welchen Umgebungsobjekten er die Feinde ausknocken wird. Wir haben dabei jeweils mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, die lediglich eine andere Animation ablaufen lassen. Diese Sequenzen führen wir dann durch Quick-Time-Events aus. Sie sind knackig inszeniert und hinter den Schlägen ist ordentlich Wums, ein vollwertiges Kampfsystem haben wir angesichts der bisherigen Spiele des Entwicklerstudios auch nicht erwartet, auch wenn Telltale hier und da in diesem Segment überrascht – man denke an das Ende von Tales from the Borderlands.

In Episode 2 “Children of Arkham” offenbart sich, dass Bruces Freund aus Kindheitstagen Oswald Cobblepot einen Coup plant. Bald stellt sich jedoch heraus, dass dahinter ein neuer weiblicher Bösewicht namens Lady Arkham steht. In einer nach o.g. Muster ablaufenden äußerst schicken Plansequenz erledigen wir gemeinsam mit Catwoman eine ganze Reihe von Schergen. Man fokussiert sich in dieser Folge mehr darauf das Netz an Verschwörern auszubauen, überlässt dem Spieler aber auch erstmals die Möglichkeit eine Szene als Batman oder als Bruce Wayne zu erleben. Während Batman den korrupten Bürgermeister Hill schneller zum Reden bringen würde, glänzt Bruce schon in der Lounge mit seinem Charme und lässt die Augen der Sekretärin aufblitzen. Fans von Bats freuen sich hier über erhöhten Wiederspielwert, da man als Bruce andere Informationen über Wayne-Familie erfährt als im gepanzerten Outfit.

Die Schachfiguren werden in Episode 3 “New World Order” in Stellung gebracht. Bruce erfährt von der Vorstandsvorsitzenden, dass Cobblepot Kontrolle über Wayne Enterprises erhält. Doch Bruce hat ein Ass in der Hinterhand. Es kommt zum Eklat zwischen Bruce und Harvey, der sich natürlich anbahnen musste, schließlich wird Harvey früher oder später zum ikonischen Superbösewicht Two-Face. Obwohl wir alles in unserer Macht stehende versuchen Harvey auf unserer Seite zu behalten, misslingt dies. Das stellt einen unserer größten Kritikpunkte an Batman: The Telltale Series dar und entlarvt Telltales Entscheidungssystem dafür, dass die vermeintlichen Entscheidungsmöglichkeiten doch nur Makulatur sind und am Ende das gleiche in Stein gemeißelte Ergebnis steht. Die Episode hinterlässt dank mehrerer emotionaler Augenblicke aber dann doch ein positives Gefühl und endet mit dem größten Cliffhanger der Serie.

Episode 4 “Guardian of Gotham” stellt den bislang größten Bruch von Telltales Superhelden-Serie dar. In der ersten halben Stunde ist Bruce seiner Gadgets völlig beraubt und auf sich allein gestellt. Währenddessen treffen wir auf aus der Comicbuchvorlage bekannte Bösewichter. Dieser auf Narrative fokussierte Abschnitt zählt für uns zu den Höhepunkten von Batman: The Telltale Series. Doch auch im weiteren Verlauf erfahren wir eine Menge über die Hintergründe der Figuren und Batman hat auch noch ein paar neue Tricks auf Lager. Daher zählt die vierte Folge zu den besten der Staffel.

Im finalen Kapitel von Episode 5 “City of Light” kracht es bestimmt gewaltig denkt ihr? Das ist der Fall und der Showdown ist auch hochspannend inszeniert. Bis es allerdings dazu kommt, zeigt sich wieder, dass die Entscheidungen lediglich visueller Natur sind und wir manche Figuren nicht dazu bringen können, ihre Pläne zu ändern. So spart man sich natürlich, verschiedene Story-Abzweigungen auch für künftige Staffeln programmieren zu müssen, die manche Spieler am Ende sowieso nicht sehen. Der Glaubwürdigkeit dieser Serie schadet dies jedoch enorm, selbst wenn die Motivationen der Figuren innerhalb der geradlinigen Handlung nachvollziehbar sind. Das Ende weist auf einen interessanten Plot in Batman: The Enemy Within hin.

Von technischer Seite gibt es diesmal erstaunlich wenig Verbesserungsbedarf. In manchen Szenen kommt es zu derben Nachladerucklern, allerdings haben wir da schon schlimmeres erlebt. Insgesamt läuft das Spiel auf der Konsole flüssig mit 30 Bildern pro Sekunde und braucht sich mit seinen detaillierten Hintergründen und schön designten Charakteren nicht hinter anderen Genrevertretern verstecken. Der Soundtrack reicht an die Qualität anderer Batman-Spiele heran.

Video: Die gesamte 1. Staffel im Let’s Play

Fazit

Wir stehen Batman: The Telltale Series mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits vermittelt Telltale Games die Werte der Vorlage und lässt uns sogar die ein oder andere Freiheit. Auf der anderen Seite wurde das System an Entscheidungen noch nie so entblößt, wie in zwei Momenten in dieser Staffel. Findet man sich damit ab, dass sich der eigene Einfluss auf den Verlauf der Geschichte auf ein Minimum beschränkt, erhält man ein toll inszeniertes Abenteuer mit seiner Lieblingsfledermaus und einem Badass von einem Butler. Wir freuen uns bald Bats’ Geschichte weiter zu verfolgen und sind gespannt, an welchen Stellschrauben Telltale Games diesmal dreht, um die Erfahrung noch etwas vom bisher Gesehenen abzuheben.

One comment
  1. Exxoz Zockt

    Genau das wünschen sich die Gamerfrauen… ein Bett Mann… einer der immer und alles kann 🙂

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