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Im Test: American Truck Simulator – Oregon

Euer Traum ist es, in einem Truck Nordamerika zu bereisen? Dann liegt ihr mit dem American Truck Simulator und seiner neuen Oregon-Erweiterung genau richtig.

Seit nunmehr 16 Jahren veröffentlicht der tschechische Entwickler SCS Software regelmäßig Trucker-Simulationen. Während sie in Europa vor allem mit dem Euro Truck Simulator 2 (ETS2) im Jahr 2012 Bekanntheit erlangten, kehrten sie im Februar 2016 zu ihren Wurzeln zurück und veröffentlichten den American Truck Simulator (ATS; wir berichteten).

Der American Truck Simulator will das Truckerleben in Nordamerika möglichst detailgetreu nachbilden. Ihr startet als Auftragsfahrer und arbeitet euch den Weg hoch bis zu eurem eigenen Logistikgiganten. Im Spiel sind reale Trucks von Kentworth, Peterbilt, Volvo & Co. vertreten, die ihr nach Belieben in Punkto Leistung und Aussehen aufrüsten und anpassen könnt. Je nach Fracht macht es Sinn, die Anzahl der Achsen oder den Motor zu verändern, denn ihr bringt alles von A nach B, was im lokalen 7-Eleven zu finden ist, und noch viel darüber hinaus. Durch fehlerfreies gesetzestreues Fahren und durch pünktliches Ausliefern der Fracht genau auf den gewünschten Stellplatz sammelt ihr Erfahrungspunkte, die euch Boni in verschiedenen Bereichen bringen. So verbraucht ihr auf längeren Fahrten etwa weniger Sprit oder dürft zerbrechliche Ware transportieren. Später könnt ihr auch KI-Fahrer für euch anheuern und deren Routen festlegen.

Anders in ihren klassischen 18 Wheels of Steel-Spielen bietet das Hauptspiel lediglich Zugang zu zwei Staaten, Kalifornien und Nevada. Alle weiteren Staaten sollen im Laufe der Zeit nachgereicht werden. Inzwischen können Hobby-Brummis auch Fahrten durch Arizona und New Mexico durchführen. Während ersteres kostenlos wenige Monate nach Erscheinen des ATS erschienen ist, wurde fürs Anfahren von Albuquerque, Santa Fe, und Roswell im November letzten Jahres erstmals eine Zusatzinvestition in Höhe von 11,99 Euro fällig.

“Alis volat propriis” ist das Motto des 33. Bundesstaates der USA, Oregon. Hierhin verschlägt es uns in der neuesten Kartenerweiterung von ATS, die Anfang des Monats ausgerollt wurde. Der Biber-Staat stellt eine schöne Abwechslung zum bereits bestehenden Gebiet dar und bringt viel Grün ins Spiel. Der Downloadable Content (DLC; herunterladbarer Inhlat) bietet satte 8.000 Kilometer an neuen Strecken mit sich, inkludiert 14 Großstädte, darunter Eugene, Salem und Portland, bekannte Sehenswürdigkeiten wie Mount Hood, Yaquina Head Lighthouse und Crater Lake, über 700 völlig neue 3D-Modelle und 25 neue handgefertigte Kreuzungen und Autobahnabfahrten. Hinzu kommen zusätzlich 17 neue lokale Firmen, die wie eh und je bei den SCS Software-Spielen an reale Unternehmen angelehnt sind. Sicherlich wird man dank der Integration des Steam Workshops schon bald die bestehenden “Realfirmen-Logo”-Sammlungen entsprechend anpassen. Falls ihr auf unseren hier eingebundenen und von uns eigens erstellten Screenshots also Logos realer Unternehmen seht, liegt das an einer von uns installierten Fan-Modifikation.

Soweit, so die Fakten auf dem Papier, doch was zählt, ist auf der Straße. Vergleicht man das Straßennetz mit den bislang erschienenen Erweiterungen, dann fällt auf, dass es fünf senkrecht verlaufende Routen gibt, die die südlich gelegenen Städte Medford, Klamath Falls und Lakeview mit Astoria, The Dalles und Pendleton im Norden verbinden. Dazwischen gibt es nur wenige Verästelungen der Straßen. Sieht man sich eine Karte des realen Vorbilds an, trifft das ziemlich genau zu, trotzdem ist das ständige geradeaus fahren fahrerisch nicht gerade anspruchsvoll. SCS Software kaschiert diese Tatsache dadurch, dass sie viele Abzweigungen, die nur KI-Fahrer nehmen können, eingebaut haben. Darüber hinaus sind am Wegesrand viele neue 3D-Modelle (sog. Assets) verteilt worden. So wirken die Straßen belebt und die geradlinige Straßenführung ist weniger deutlich sichtbar.

Wie in jeder neuen Erweiterung bietet der Oregon-DLC neue Straßenversatzstücke. Wie bereits erwähnt freuen sich Freizeitbrummis über neue kreative Autobahnabfahrten und auch neue Unternehmen, deren Höfe wiederum mit neuen Grundrissen ausgestattet wurden und für fahrerische Abwechslung beim Ein- und Ausparken sorgen. Auch das Design der Tankstellen wurde überarbeitet. Statt den sonst eher klein angelegten Zapfstellen findet ihr diesmal riesige Haltebuchten. Besonders im Mehrspielermodus, der von Fans im Rahmen einer Multiplayer Mod entwickelt wird, dürften diese Plätze auf Wohlwollen der Spieler stoßen. Wir hoffen, dass dadurch eine Vielzahl neuer Spieler den Weg in die Multiplayer Mod finden, denn im Gegensatz zu ETS2 sind die Server wesentlich leerer (ETS2: 7.454 Spieler, ATS: 603 Spieler, Stand 14.10.2018 um 19:10 Uhr). Sollte ATS den Werkstättemangel in Oregon realistisch abbilden, ist man bei einem Fahrzeugschaden dort richtig aufgeschmissen. Zwar sind Tankstellen jetzt auch teils mit einer Werkstatt verbunden, allerdings gibt es davon wesentlich weniger als in den anderen Staaten und ihr dürft nach einem Unfall mit glucksendem ständig abwürgenden Motor zur nächsten Werkstatt dümpeln. So ist man zumindest gehalten, möglichst sicher zu fahren.

Visuell ist der abendrote Staat stimmig in Szene gesetzt. Grafisch war ATS nie ein Benchmark bei PC-Spielen, da aufgrund der riesigen Spielwelt und des verhältnismäßig kleineren Entwicklerteams die Landschaften nicht in der grafischen Opulenz eines Open World-Shooters alá Far Cry 5 erstrahlen kann. Oregon bietet eine Vielzahl von Wäldern und Seen. Somit braust ihr mit eurem LKW durch dichte Wälder, vorbei an riesigen Seen, in denen sich die untergehende Sonne reflektiert, und wartet an Zugbrücken, bis der schön animierte Schaufelraddampfer passiert hat. Die an uns vorbeiziehenden riesigen Weizenfelder sind ein hübscher Kontrast dazu. An Aussichtspunkten können wir kurz Rast machen und die Landschaft genießen. Spätestens hier wünschen wir uns einmal aussteigen zu können. Diese neuen landschaftlichen Facetten gliedern sich gut in das Spiel ein und sorgt bei Querfeldeinfahrten quer durch die bislang dargestellte USA für mehr Abwechslung fürs Auge. Metropolen bieten elaborierte Freeways, jedoch wenig eigentliche Stadt. Sie sind meist nur schmucker Hintergrund, wie im Falle von Portland. Wenige Grafikfehler wie fehlerhaft dargestelltes Wasser trüben den Gesamteindruck gering. Funfact: Auf den Straßenschildern finden wir schon Wege nach Kanada, etwa nach Aberdeen in Nova Scotia.

Fazit

Die Norderweiterung des American Truck Simulators ist ein visuelles Schmankerl und erlaubt es euch, die wunderschöne Natur Oregons zu genießen, die mit ihren dichten Wäldern und riesigen Seen eine willkommene Abwechslung zu den sandigen Staaten Kalifornien, Nevada, Arizona und New Mexico darstellt. Landschaftlich und geografisch erinnert die Erweiterung an den Scandinavia-DLC, genauer gesagt darin die Umsetzung Norwegens. Wurde man darin auf engen verwinkelten Bergstraßen fahrerisch auf die Probe gestellt, sind die Touren durch Oregon wesentlich geruhsamer. Als regelmäßiger ATS-Spieler kommt man an der Oregon-Erweiterung nicht vorbei. Ob der veranschlagte Preis von 11,99 Euro angemessen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für Neulinge bietet Publisher Astragon bislang noch keine Edition an, in denen alle bislang erschienenen Erweiterungen enthalten sind, allerdings ist der Release einer solchen Fassung erfahrungsgemäß nur eine Frage der Zeit. Wir sind gespannt, wie sich die Karte Nordamerikas in ATS weiter entwickeln wird. Wenn wir jährlich von der Veröffentlichung einer neuen Bundesstaat-Erweiterung ausgehen, dann dauert es bei einer Anzahl von 50 US-Staaten, 10 kanadischen Provinzen und 31 mexikanischen Staaten bis zum Jahr 2109, bis Nordamerika in seiner Gänze in der Simulation verwirklicht wurde. Wir würden uns freuen, schon etwas früher Querfeldein-Touren von Guadalajara nach Quebec zu unternehmen, wie es in 18 Wheels of Steel: Pedal to the Metal vor 14 Jahren möglich war. Mal sehen, wann dieser Traum in Erfüllung gehen kann.

2 comments
    1. XTgamerPatrick

      Das ist nett, danke. ETS2 sollten wir mal zusammen spielen, mit der Multiplayer Mod. Hau mich einfach mal dazu an. 🙂

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