Retro-Konsolen im Hosentaschenformat sind derzeit allseits beliebt. My Arcade hat Spieleklassiker lizenziert, um deren Arcade-Automaten in Miniaturform nachzubilden. Ob sich die Micro Players lohnen, klären wir in unserem Test.
Verfügbarkeit
Bevor wir uns dem eigentlichen Produkt widmen, liefern wir euch Infos zum Werdegang und zur Verfügbarkeit der Geräte. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas kündigte das auf die Herstellung von Retro Gaming-Accessoires spezialisierte US-amerikanische Unternehmen My Arcade an, man habe die Lizenzen von Pac-Man, Galaga, Dig Dug und weiteren Klassikern von Bandai Namco erworben. My Arcades Marketing-Manager Crystal Dugan sagt, dass man mit den Micro Playern in alteingesessenen Spielern die Gefühle wiederaufleben lassen möchte, die das Zocken der genannten Titel in der lokalen Spielhalle erzeugte. Diese Spiele seien ein wichtiger Teil der Videospielhistorie und mit dieser Produktreihe wolle man auf einzigartige Weise eine neue Zielgruppe an diese Titel heranführen.
Zur gamescom veröffentlichte man im August dieses Jahres die Produktlinie Micro Player dann in Europa. Außerhalb Großbritanniens ist es unübersichtlich, ob die Geräte nun über Drittfirmen aus Europa oder aus den USA vertrieben werden. In Großbritannien vertreibt My Arcade die Linie direkt und bietet derzeit Burgertime und Dig Dug an. Die Veröffentlichung der Micro Players mit den vorinstallierten Data East-Klassikern Bad Dudes, Caveman Ninja und Heavy Barrel bzw. mit den Bandai Namco-Titeln Galaga, Galaxian, Mappy und Pac-Man soll am kommenden Freitag erfolgen. Jedes Gerät kostet 30 britische Pfund (umgerechnet derzeit 34 Euro). In Deutschland sind derzeit Dig Dug und Mappy zum Preis von 31 bzw. 35 Euro erhältlich, die weiteren Varianten gibt es teils wesentlich teurer als Import.
My Arcade hat uns freundlicherweise insgesamt sechs Geräte der Micro Player mit Pac-Man, Galaga und Dig Dug zur Verfügung gestellt. Die übrigen drei Geräte verlosen wir derzeit im Übrigen im Rahmen unserer Halloween-Verlosung.
Aufmachung
Die Geräte sind jeweils 17 Zentimeter hoch und verfügen über LCD-Bildschirme mit 7 Zentimer oder 2,75 Zoll Diagonale. Die Bildschirme sind angesichts der Größe der Geräte ausreichend bemessen, die Darstellung der Spiele ist farbenfroh und schlierenfrei. Die Micro Player sind in Form und Farbe den originalen Automaten aus der Spielhalle nachempfunden. Sie sehen daher wie kleine Arcade-Automaten aus, mit schräg eingelassenem Bildschirm, Eingabefläche samt Reset- und Startknöpfen sowie einem Steuerkreuz plus dort mittig eingelassenen abschraubbaren Joystick und im Falle von Dig Dug und Galaga mit einer zusätzlichen Taste mit der Beschriftung “Pump” bzw. “Fire”. Unter der hervorstehenden Eingabefläche befindet sich ein riesiger An- und Aus-Schalter, den man stark hineindrücken muss, damit er seinen Dienst verrichtet. Auf der hinteren Seite sind oben ein 3,5 mm-Klinkenausgang für Kopfhörer, darum Tasten zur Veränderung der Lautstärke, mittig ein Lautsprecher (klein, aber mit lauter Klangkraft) und unten ein Batteriefach für vier AA-Batterien und ein Micro-USB-Anschluss zur Stromversorgung (Batterien und Kabel nicht enthalten) angebracht.
Rund um den Bildschirm, auf der Eingabefläche und an den Seiten finden sich themenbezogene Artworks und im Falle von Pac-Man auch eine Aufstellung über die erzielbaren Punkte beim Aufsammeln der unterschiedlichen Extras. Der Pac-Man Micro Player ist in gelb gehalten. In Fingerhutform finden sich mehrfach ein kleiner Pac-Man und ein Geist auf dem Gerät wieder. Im Kontrast zur hellen Farbe hat man den Bereich rund um den Bildschirm mit schwarzen Aufklebern etwas verdunkelt. Anhänger des gelben Vielfraßes werden das simple und stilvolle Design des Pac-Man Micro Players feiern.
Der komplett in schwarz gehaltene Galaga Micro Player hat sich ganz dem Thema Weltraum verschrieben. Auf den Stickern rund um den Bildschirm sind Planeten und Gegnermodelle der Weltrauminsekten zu sehen. Die Eingabefläche ist relativ schnörkellos und auf den Seiten sieht man ein sehr schickes Artwork, das unserer Interpretation zufolge das Raumschiff darstellen könnte. Für alle Weltraumfans ist der Galaga Micro Player ein schmuckes Gerät im Spieleregal.
Dig Dug ist aus der Sicht des Testers das hübscheste Gerät der drei in Augenschein genommenen My Arcade Micro Players. Während Vorder-, Hinter- und Unterseite in schwarz gehalten sind, entschied man sich für weiße Seitenflächen. Rund um den Bildschirm wurden der Protagonist und die kleinen niedlichen Wesen, die sich euch im Spiel entgegenstellen – ein grüner Drache und ein rot-gelbes Monster mit Tauchermaske -, und auf der oberen Seite eine Reihe verschiedenfarbiger Blumen zur Schau gestellt. Auf der Vorderseite der Eingabefläche finden sich kleine Portraits der Figuren wieder, sehr schick. An den Seiten wiederholt man zwar die Motive von der Front wieder, kombiniert diese aber mit der Pumpe, mit der ihr euch im Spiel zur Wehr setzt.
Die Verarbeitung der Geräte ist wertig. Die Aktionstasten haben gute Druckpunkte, doch zur Qualität von Joystick und Steuerkreuz kommen wir später bei den einzelnen Spielen.
Wir haben die My Arcade Micro Player ausschließlich mit einem Micro-USB-Kabel betrieben und das funktionierte tadellos, egal ob am PC, Laptop oder mit dem Handyladekabel. Über die Batterielaufzeit können wir daher keine Angaben machen.
Die Spiele
Bei der im Micro Player integrierten Version von Pac-Man handelt es sich nicht, wie man annehmen könnte, um die Spielhallenfassung. Stattdessen greift man auf die Spielversion vom Nintendo Entertainment System (NES) zurück. Ziel ist es, mit einer kreisförmigen gelben Figur in Labyrinthen alle Punkte einzusammeln. Euch stellen sich Monster entgegen, denen ihr ausweichen müsst. Sobald man bestimmte Items einsammelt, werden sie zu blauen Geistern und ihr könnt sie fressen, wodurch sie kurzzeitig außer Gefecht gesetzt sind. Früchte sorgen für Punkteboni. Ihr habt drei Leben. Die Spielgeschwindigkeit variiert von Level zu Level. Euer Highscore wird zwar gespeichert, das ist aber erst der Fall, wenn ihr eine vorgegebene Punktzahl überschreitet. Pac-Man sieht auf dem LCD-Bildschirm schön aus. Die Sound-Kulisse lässt das Retro-Herz höher schlagen. Die Steuerung ist der Schwachpunkt des Pac-Man Micro Players. Mit dem angebrachten Steuerkreuz ist es in späteren Level nicht mehr möglich, angemessen schnell zu reagieren. Das führt zu viel Frust. Für eine kurze Runde Pac-Man, zur Verschönerung des Regals und zur Vorstellung des Klassikers an jüngeres Publikum mag der Pac-Man Micro Player geeignet sein, auf Dauer wird der Spieler aufgrund der unpräzisen Steuerung nicht an das Gerät gefesselt.
Galaga kann man auf simplifizierte Weise als Weiterentwicklung von Space Invaders beschreiben. Ihr könnt euch am unteren Bildschirmrand horizontal bewegen und entweder Dauerfeuer betreiben, indem ihr die “Fire”-Taste gedrückt haltet, oder einzelne Salven mit je zwei Schüssen durch schnelles Drücken der Taste abfeuern. Welle für Welle treiben neue Reihen von feindlichen Raumschiffen auf den Schirm. Ziel ist es, in jedem Level alle Gegner zu besiegen, ohne selbst das Zeitliche zu segnen. Wie in Pac-Man stehen euch auch in Galaga drei Leben zur Verfügung. Audiovisuell ist Galaga gut umgesetzt worden. Im Hintergrund funkeln Sterne in verschiedenen Farben während uns feindliche Raumschiffe mit ihren Traktorstrahlen lautstark versuchen einzusaugen und ständig kreisförmig von oben nach unten rasen, bis wir sie mit einer Salve ruhig gestellt haben. Die Steuerung mit Stick bzw. Steuerkreuz funktioniert gut, da schnelle Lenkmanöver in alle Richtungen wie in Pac-Man nicht erforderlich sind. Für alle Sci-Fi- und Shooter-Fans ist der Galaga Micro Player eine gute Investition, da der Klassiker in der ursprünglichen Spielhallenversion angemessen umgesetzt wurde.
Dig Dug kann man als Vorläufer von Spielen wie Steamworld Dig bezeichnen. Eure Aufgabe ist es im Untergrund alle Monster zu besiegen. Das geschieht entweder mit eurer trauten Pumpe, indem ihr sie aufblast und zum Platzen bringt – das klingt wesentlich martialischer als es dargestellt wird – oder dadurch, dass ihr sie mit einem Felsen zerquetscht. Erneut stehen euch drei Leben zur Verfügung, bevor euch das Spiel ins erste Level zurücksetzt. In jedem Level werdet ihr in einem schmalen Gang platziert, um euch frei rund herum zu graben und die Gänge der umherlaufenden Gegner zu betreten. Doch Vorsicht: Die rot-gelben Monster mit Taucherglocke und die grünen Drachen können sich teleportieren. Es entspinnen sich spannende Katz- und Mausspiele. Während wir audiovisuell nichts auszusetzen haben, stößt man mit dem verbauten Steuerkreuz bzw. Joystick schnell an seine Grenzen. Mit beiden Eingabemethoden gestaltet es sich schwierig schnell genug zu reagieren, um fix hintereinander sich teleportierende Gegner zum Platzen zu bringen, was jeweils einige Sekunden Stillstand erfordert. Fans der Arcade-Version erhalten ein schmuckes Gerät mit guter spielerischer Umsetzung, die letztendlich an der unpräzisen Bedienung scheitert.
Fazit
Wollt ihr euren Freunden aus Kindheitstagen, die man damals nicht aus der Spielhalle herausbekommen habt, eine Freude machen, sind My Arcades Micro Players durchaus ein gutes Geschenk. Die kleinen Automaten sind hübsch anzusehen und schnell wie unkompliziert in Betrieb zu nehmen. Enttäuschend ist hingegen die verbauten Eingabemethoden. Während der Stick zu unpräzise ist, ist das Steuerkreuz zu schwammig. Präzise Eingaben werden dadurch extrem erschwert. Hier hätten wir uns entweder gewünscht, ein wertigeres Digipad zu integrieren oder die Möglichkeit, einen Controller anzuschließen. Letztere Möglichkeit würde natürlich das Arcade-Gefühl etwas schmälern. Wir hatten die Befürchtung, dass der kleine Formfaktor für Krämpfe bei großen Hände sorgen würde. Das ist glücklicherweise nicht der Fall, allerdings müssen sich große Personen doch etwas krampfhaft nach unten beugen, um das Gerät zu bedienen. Die Automaten ohne Aufstellen zu bedienen können wir nicht empfehlen. Pac-Man-Fans laufen Gefahr, dass sie die Spielhallenversion erwarten, dann aber doch die NES-Fassung erhalten. Insgesamt sind wir beeindruckt davon, wie man die Spielhallenerfahrung in solch kleine Geräte integrieren konnte und solch schmucke Geräte dabei herausgekommen sind. Mit verbesserten Steuermethoden könnten kommende Iterationen zum Pflichtkauf für Retro-Gamer werden.
Exxoz Zockt
Ja… Also… *lechts* und ähm… *sabber* dürften hier die passensten Kommentare dazu sein 🙂