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E3

E3 2019: Cyberpunk 2077 in der Vorschau

Auf der letztjährigen E3 räumte CD Projekt Red mit Cyberpunk 2077 richtig ab. Auf der E3 2019 haben wir recherchiert, ob an den Erfolg angeknüpft werden konnte.

Wie im vergangenen Jahr wurde uns eine knapp dreiviertelstündige von den Entwicklern live vorgespielte Demo des Rollenspiels präsentiert. Führte man in der ersten Gameplay-Demo noch in die dystopische Zukunftswelt ein, hat man diesmal zahlreiche Spielelemente vorgestellt. Doch von Anfang an.

Cyberpunk 2077 spielt in der fiktischen nordkalifornischen Stadt Night City. Die Stadt ist in sechs Distrikte unterteilt. Eines dieser Viertel ist das südlich gelegene Pacifica, das wie der Name verrät direkt am Ozean liegt. Hier ist die Upper Class zuhause, doch es gibt auch gefährliche Bereiche, die von der Bevölkerung gemieden werden.

In Night City kämpfen unterschiedliche Fraktionen um die Vormacht, darunter die Maelstromers, die Animals und die Voodoo Boys. Während 2018 bereits angekündigt wurde, dass euch die Maelstromers freundlich gesinnt sind, sieht es bei Animals und Voodoo Boys anders aus.

Wie bereits in unserem 2018er Bericht erwähnt könnt ihr euer Geschlecht frei wählen. Diesmal hat sich CD Projekt Red dafür entschieden, einen männlichen Protagonisten loszuschicken und hat uns auch den Charaktereditor gezeigt. Hier könnt ihr an allerlei Schrauben drehen, damit euch das Konterfrei der Hauptperson gefällt – von bartlos mit Iro bis vollbart mit Glatze, im Fall des gezeigten Charakters.

Auch zu Skill- und Inventarsystem gab es erstmals ausführlichere Szenen zu sehen. Dem Hauptcharakter sind Werte in den Bereichen Körper, Intelligenz, Reflexe, Technologisches Wissen und Cool. Je nach Ausrüstung und Deamons verändern sich diese Werte. Der Skilltree ist ringförmig aufgebaut und unterteilt in zahlreiche Segmente wie Athletik, Waffenkunde, Nahkampf, und Zweihändige Waffen. Hier lassen sich mehrstufig verschiedene Fähigkeiten freischalten.

Daemons sind Malware, die euch Statusboni wie etwa zusätzliche Resistenz gegen Feuerschaden verschaffen. Spannend: Je nachdem, wie ihr eure Skillpunkte verteilt und welche Fertigkeiten ihr auswählt, ändern sich die Dialogoptionen entsprechend. Doch dazu später mehr. Bei Händlern könnt ihr Ausrüstungsgegenstände (ver-)kaufen. Die Farben Grün und Lila symbolisieren, ob diese Gegenstände eine Verbesserung zu eurem aktuell ausgerüsteten Item darstellt.

Unser Ziel ist es zunächst, die Voodoo Boys in einer Kapelle zu treffen. Dazu müssen wir zunächst Kontakt zur hawaiianischen Bevölkerung aufnehmen. Diese Gang wird von Brigitte angeführt, einer kompromisslosen Frau. Doch um zu ihr zu gelangen, ist zunächst eine Verkettung von Ereignissen erforderlich. Kraftprotz Placide wartet bei dem nahe gelegenen Metzger auf uns. Glücklicherweise verarbeitet er uns nicht zu Hackfleisch, sondern schleicht sich mit uns in das riesige nie fertig gestellte Einkaufszentrum. Dieses Gebäude symbolisiert, dass Night City einst viel Potential hatte, ihr dann aber die soziale Kluft zum Verhängnis wurde.

Zu einem der spannendsten Teile der Demonstration zählt das Cyberdeck, ein Pip-Boy für Augmentierte. Damit wertet ihr nicht nur euer Equipment mit Daemons auf, ihr könnt euch auch über einen Personal Link verbinden und in Maschinen hacken. Der Personal Link macht das gute alte Link-Kabel aus GameBoy-Zeiten zur Nabelschnur zu all euren Gedanken. Als Vertrauensbeweis können wir Placide unseren Personal Link anvertrauen. Fortan kann er nicht nur in unseren Kopf sehen, er ist auch in unserem Kopf und spricht mit uns, symbolisiert durch ein Icon am Bildschirmrand. Da dieses Vorgehen allerdings enorme Risiken mit sich bringt, mag diese Entscheidung wohl überlegt sein.

Allein in dieser Dreiviertelstunde gab es dutzende Dialoge, in denen sich unterschiedliche Dialogoptionen aufgetan haben. Dahinter verbargen sich allerdings nicht wie in The Witcher 3 optionale Fragen zum Setting, sondern teils ziemlich bedeutende Entscheidungen. Skills und genaues Umsehen in der Umgebung stellen euch, ähnlich wie in Deus Ex: Human Revolution, weitere Optionen zur Auswahl. Da wir lediglich einen Versuch gesehen haben, können wir die Tragweite der Entscheidungen in Bezug auf die Story aktuell nicht bewerten.

Man durchstreift Night City nicht nur zu Fuß aus der Ego-Perspektive, sondern besitzt auch die Möglichkeit eins von zahlreichen Vehikeln zu verwenden. Im letzten Jahr sahen wir das Auto, diesmal haben wir ein Yamaha-Bike, das natürlich etwas anders hieß, bestiegen. Das Geschwindigkeitsgefühl auf dem Motorrad wird wirklich gut eingefangen, da die Kamera an das Amaturenbrett heranzoomt und die Umgebung an euch vorbei rauscht. Wer es übersichtlicher mag, kann auch in der Verfolgerperspektive umher pesen.

Cyberpunk 2077 erlaubt es euch Missionen auf unterschiedliche Arten zu lösen. Wir können uns in den Hintereingang eines Gyms schleichen oder mit gezückten Waffen durch die Vordertür stürmen. Für diese Demo hat CD Projekt Red zwei bereits spezialisierte Charaktere vorbereitet, einen Corporate Netrunner und einen Charakter mit Incredible Strength (Unglaublicher Stärke). Während der Netrunner sich mit einem auflockernden Minispiel in das Kamerasystem hackte (mit optionalem Loot für das Crafting), per Quick Hacking die einzelnen Linsen ausschaltete und im Fitnesstudio die Gewichte und den Box-Trainigsroboter hackte (da wären wir wieder bei dem Hackfleisch), zieht der Charakter mit Incredible Strength einfach die Metalltüren auseinander, stürzt sich direkt in die Action und zweckentfremdet sogar ein Autogeschütz für seine Zwecke. Hacking erlaubt euch übrigens auch, dass Gegner ihre bereits gezündeten Granaten vor den eigenen Füßen fallen lassen.

Gegner können übrigens von euch gescannt werden. Das Interface verrät euch dann, wie gefährlich euer Gegner ist. Wer leise vorgeht kann, abermals wie in Deus Ex, seine Opponennten leise von hinten bewusstlos schlagen, in eine Mülltonne legen oder umbringen. Wird’s brenzlig, packt der Corporate Netrunner seine Nanowires aus, die er als Peitsche und als Klaviersaite (Agent 47 bestellt Grüße) verwenden kann. Es soll möglich sein, Cyberpunk 2077 abzuschließen ohne einen einzigen Menschen umzubringen. Das war in Human Revolution eine echte Herausforderung und wir nehmen diese Challenge auch gerne für dieses Spiel an.

Auch für lautere Zeitgenossen empfiehlt es sich hier und da einen Feind zu schnappen, denn sie können auch als Schild verwendet werden. Doch Vorsicht, manche der Schurken können sich einfach weg teleportieren.

Sasquatch ist die Anführerin der Animals. Sie hackt den Spieler, sodass der Kampf schnell abgeschlossen werden muss. Wie Thor greift sie immer wieder mit einem riesigen Hammer an. Der Cloud: Wir injizieren ihr einfach ein Mittel, das eine Verwendung ihres Lieblingsspielzeugs unterbindet. Die Umgebung ist übrigens oftmals zerstörbar, wie das wilde Schwingen des Hammers in der Demonstration offenbarte.

Danach treffen wir auf den Netwatch Special Agent Bryce Mowley. Im Gespräch können wir ihn entweder konfrontieren oder uns seine Gunst erschleimen. Er macht uns darauf aufmerksam, dass uns Placide auf die falsche Fährte geführt hat, um lediglich seine eigene Agenda zu verwirklichen. Er bezeichnet den Spieler als Ranyon, einen Außenseiter, der zwischen den Fronten steht und von einer Partei ausgenutzt wird. Placide schaltet den Neurolink des Protagonisten und von weiteren Agenten ab und so bringt uns die Story wieder zu Brigitte. Draußen angekommen bestaunen wir das auch im Sonnenschein detailreiche Night City. Wir besteigen ein Taxi, das als Schnellreisefunktion dient. Hier gibt es erstmals eine Ladesequenz, denn in der offenen Welt wird Cyberpunk 2077 laut Miles Tost, Level-Designer bei CD Projekt Red, nicht ein einziges Mal unterbrechen.

Wir betreten die Sanction, eine technologisch hochentwickelte Anlage im Untergrund. Hier soll vor 50 Jahren das Gehirn des ersten Menschen digitalisiert worden sein, Old Cunningham. Legenden zufolge soll er noch leben. Die Sanction transportiert uns in eine völlig neue Welt, dem Cyberspace. Was sich in dieser verworrenen alternativen Realität verbirgt, wurde uns allerdings nicht weiter verraten.

Vorabfazit

Die Demonstration von Cyberpunk 2077 auf der E3 2019 hat sich deutlich von der ersten Vorstellung des Spiels im letzten Jahr unterschieden. Man hat sich viel Zeit genommen, die einzelnen Spielelemente vorzustellen und sogar unterschiedliche Herangehensweisen an Missionen gezeigt. Das Rollenspiel macht bereits den Anschein viel zu groß zu sein, um es in einer Dreiviertelstunde umreißen zu können. Die gezeigten Features wie die Spezialisierungen des Protagonisten, das Dialogsystem, die Fortbewegung mit einem Bike und der erste Bosskampf gegen Sasquatch sahen bereits sehr interessant aus. Sowohl Gameplay als auch Atmosphäre erinnern immer mehr an die letzten beiden Deus Ex-Spiele, wobei man den Detailgrad an bedruckten Litfaßsäulen und Murals viel höher angesetzt und das Skillsystem ganz anders angelegt hat, als es bei den genannten Spielen der Fall war.

Apropos Detailgrad: Cyberpunk 2077 sah in den gezeigten Szenen fantastisch aus. Dank Partnerschaft mit Nvidia hat man in Echtzeit berechnetes Raytracing eingebaut. Das Resultat sind bahnbrechende Licht- und Schatteneffekte, die Objekte äußerst plastisch darstellen. Hinzu kommt, dass man mit Keanu Reeves nicht nur den popkulturellen Nerv getroffen, sondern auch einen großartigen Synchronsprecher für den Charakter Johnny Silverhand gefunden hat.

Als nächstes würden wir uns wünschen zu sehen, welche Aktivitäten es abseits der Hauptstory gibt und natürlich wollen wir die anderen Distrikte sehen, denn Pacifica wurde mit seinen riesigen verfallenen Wolkenkratzern, in denen das Chaos tobt (Helikopter fliegen umher, zahlreiche Passanten sind unterwegs etc.) machte bereits Lust darauf mehr von Night City sehen zu wollen.

Cyberpunk 2077 wird am 16. April 2020 für PC, Xbox One und PlayStation 4 erscheinen.

Fühlten die Dystopie am letzten Messetag an den eigenen Leibern: Fabian (CD Projekt Red) und Patrick (XTgamer)

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